Über Langbein

KZ-Häftling, Historiker, Gesellschaftskritiker
Hermann Langbein zum 100. Geburtstag
Geboren am 18. Mai 1912 in Wien
Gestorben am 24. Oktober 1995 iN Wien
Info zum Buch von Brigitte Halbmayr

Hermann Langbein setzte Maßstäbe: als Überlebender des NS-Terrors, als gesellschaftskritisch intervenierender Historiker und als Akteur in den hitzigen erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegsjahrzehnte in Österreich und Deutschland.
Er überlebte Dachau, Auschwitz und Neuengamme und hatte in den Lagern zur Kerngruppe des Widerstands gehört. Nach Kriegsende war der ehemalige Spanienkämpfer Funktionär der Kommunistischen Partei Österreichs. Als Generalsekretär des Internationalen Auschwitz-Komitees und später als Sekretär des Comité International des Camps, der Organisation der ehemaligen Häftlinge der nationalsozialistischen Lager, kämpfte er für die Rechte der Überlebenden. Zu einer Zeit, als kaum jemand sich für ihr Leid interessierte und viele Opfergruppen in Vergessenheit gerieten, schrieb Langbein Bücher über seine Erfahrungen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern. Mit Verve setzte er sich für die Entschädigung der Verfolgten, für die Strafverfolgung von NS-Verbrechern und für die gesellschaftliche sowie (rechts-)politische Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich ein.
Dabei hatte er sich als Kommunist in der politisch brisanten Atmosphäre des Kalten Krieges stets gegen Angriffe zu wehren. Dass in den sechziger Jahren in Frankfurt am Main der Prozess gegen die SSBediensteten des Lagers Auschwitz zustande kam, ist wesentlich auf seine Initiative zurückzuführen; er sorgte dafür, dass Beweismaterial zusammengetragen wurde und ehemalige Häftlinge vor Gericht aussagten um die Täter zu überführen. Maßgeblich trug er auch dazu bei, dass das gesellschaftliche Bewusstsein für die Verbrechen des Dritten Reiches unter Deutschen wie Österreichern allmählich wuchs und vor allem junge Leute Sensibilität dafür entwickelten. Dafür spielten seine Bücher eine wichtige Rolle, die eine große Öffentlichkeit erreichten und bis heute Standardwerke sind, darunter seine Monographien …nicht wie Schafe zur Schlachtbank. Widerstand in den
nationalsozialistischen Konzentrationslagern 1938–1945, Frankfurt am Main 1980, Menschen in Auschwitz, München 1999 (zuerst 1972), Der Auschwitz-Prozess. Eine Dokumentation, 2 Bände, Wien 1995 (zuerst 1965) und Die Stärkeren. Ein Bericht aus Auschwitz und anderen Konzentrationslagern, Wien 2008 (zuerst 1949).
Langbein, von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem 1967 als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt, war in den siebziger Jahren einer der Initiatoren, die sich dafür einsetzten, Überlebende der NS-Zeit als Zeitzeugen in die österreichischen Schulen zu holen. Gegen die Auschwitz-Leugnung ging er leidenschaftlich vor, bis an sein Lebensende engagierte er sich für die kritische Aufklärung und die politische Bildung junger Leute; er starb im Alter von 83 Jahren im Oktober 1995 in seiner Geburtsstadt Wien. Hermann Langbein würde im Mai 100 Jahre alt werden. Aus diesem Anlass werden das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, das Fritz Bauer Institut. Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust, Frankfurt am Main, und die Gesellschaft für politische Aufklärung, Innsbruck / Wien eine Tagung zu seinen Ehren veranstalten. Ziel ist es, ein Porträt von Langbeins Wirken zu zeichnen, seine Lebensleistung zu würdigen und über die politischen und gesellschaftlichen Widerstände nachzudenken, gegen die er anzukämpfen hatte.
Weiterer Infos zu Hermann Langbein
http://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Langbein